Geschichte von Vauban in Veurne
Sie haben das auffällige sternförmige Muster der Wasserstraßen um Veurne beobachtet? Dies ist nicht auf natürliche Art und Weise entstanden, sondern im Rahmen von Befestigungsarbeiten, die von Sébastien Le Prestre de Vauban (1633 - 1707) ausgeführt wurden. Die Geschichte einer Stadt spielt eine wichtige Rolle für das heutige Erscheinungsbild, und bei Veurne ist dies nicht anders.
Der Vaubanpark bildet heute eine ansprechende Grünanlage und beherbergt die historischen Reste, die an die Stadt Veurne im 17. und 18. Jahrhundert erinnern. Veurne war im Verlauf der Jahrhunderte von unterschiedlichen Befestigungen umgeben, die im Straßenverlauf der Stadt ihre Spuren hinterlassen haben. Die imposanteste Befestigung entstand Ende des 17. Jahrhunderts, als Veurne in das so genannte Pré Carré einbezogen wurde, eine doppelte Verteidigungslinie aus 30 befestigten Städten an der nördlichen Grenze Frankreichs.
Veurne war zusammen mit Städten wie Dünkirchen, Ypern und Lille Teil dieser ersten Linie. Bereits 1646 fiel Veurne an die Franzosen. In den folgenden Jahren wechselten allerdings die Besatzer der Stadt regelmäßig, sodass erst 1692 mit der Erneuerung der Stadtbefestigung nach dem Entwurf des französischen Festungsbaumeisters Vauban begonnen wurde. Diese Festung bestand aus Strukturen wie Bastionen, Ravelins, Gräben und Schanzen. Diese Stadtbefestigung wurde 1783 unter dem österreichischen Kaiser Joseph II. vollständig abgerissen. Von Vaubans Befestigungen ist lediglich das sternförmige Straßensystem des Nieuwpoort-Duinkerke-Kanals südlich von Veurne übrig geblieben.
Der Vaubanpark heute
Aktuell ist der Vaubanpark im Westen des Stdtzentrums ein Ort für Sport, Spiel, Erholung, Natur und Geschichte. Im Rahmen des europäischen Projekts „Grüner Keil “ wurde in Veurne eine Grünanlage angelegt, die den Sint-Walburga-Park und den Vauban-Park umfasst. In beiden Stadtparks stehen sowohl die Geschichte als auch die natürliche Umgebung im Mittelpunkt. Obwohl die Vaubanfestung nicht mehr vorhanden ist, ist die Vergangenheit im Vaubanpark durchaus präsent. Das ist wörtlich zu nehmen, denn im Park lassen die Hügel und Wasserflächen die früheren Gräben und Schanzen der Vaubanfestung erahnen. Charakteristisch für den Vaubanpark sind seine natürliche Umgebung, sein spielerischer Charakter und vor allem die Reste der Vergangenheit. Dieses Stück Stadtgeschichte lädt zum Klettern, Entspannen und Genießen, Laufen und Springen oder zu Spaziergängen und Picknicks ein.
Vauban II und Marchand
Der Vaubanpark wurde 2015 eröffnet. Beim Anlegen wurde ein natürliches, auf Aktivitäten ausgelegtes Umfeld gewählt. Derselbe Ansatz wurde bei der Erweiterung des Parks um Vauban II fortgesetzt. Der vorhandene Wander- und Radweg wurde erweitert, und mehrere Bänke und Grünflächen laden zu einer ausgiebigen entspannten Rast oder einem schönen Picknick ein. Die beiden Parks bilden damit eine Einheit, in der Sport, Spiel, Entspannung und Natur für alle Einwohner und Besucher von Veurne in der Nähe verfügbar sind.
Auf diese Art und Weise erhält dieser historische Ort eine neue, aktive und aktuelle Bedeutung. Die Tatsache, dass wir hier auf den Bänken entspannen und picknicken können, verdanken wir unter anderem dem Ehepaar Marchand. Der verstorbene Cyriel Marchand (1927-2021) bekleidete zu Lebzeiten mehrere politische Ämter, darunter von 1986 bis 1998 das des Bürgermeisters von Veurne.
Kunst im Vaubanpark
Die gleiche Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit, die den Vauban-Park auszeichnet, spiegelt sich dort auch in der Kunst wider. Im Park kann ein Werk des Künstlers Francesco Fransera bewundert werden. Dieser belgische Künstler kombiniert in seinen Kreationen Kunst, Architektur und Wissenschaft. Hier resultiert dies im Kunstwerk mit dem Namen „Out of (H)arms Way“.
Die Skulptur passt sich perfekt in ihre Umgebung ein. Mit der Aufstellung über einem Spazierweg wird quasi ein Eingangstor in den Vaubanpark geschaffen. Dabei entsteht ein Portal in eine Welt, in der Geschichte, Entspannung und Spaß in einer natürlichen Umgebung aufeinandertreffen. Die schmale Seite des Werks wurde aus Blei gefertigt und verweist auf den Einsatz von Waffen. Ein Beispiel dafür ist der Lauf eines Gewehres.
Andererseits verweist die sich öffnende Holzstruktur auf Freiheit und Biodiversität. Das Werk hat zudem eine doppelte Bedeutung, die einerseits „Fort mit den Waffen!“ und andererseits „Geborgenheit“ ausstrahlt. Ähnlichen Themen zu Krieg und Frieden – sowie Unsicherheit und Unvollkommenheit – passen sich perfekt in die Geschichte des Parks ein. Dieser Ort, der früher für militärische Befestigung und Abriss stand, bietet jetzt Raum für die freie Natur und für Entspannung.
Grünflächen und Biodiversität im Vaubanpark
Nicht nur für Menschen ist der Vauban-Park ein paradiesischer Ort zum Verweilen, denn auch die vielseitige Fauna und Flora fühlt sich hier wohl. Den offensichtlichen Beweis dafür bietet die blühende Artenvielfalt, die dort zu finden ist. Dies ist kein streng abgegrenzter und streng gepflegter Park. Der besondere Charme entsteht eher durch den fast schon verwilderten Eindruck. Die Entscheidung für eine ökologische Pflege der Pflanzen und einen Ansatz im Sinne einer Verarmung hat dies ermöglicht. Entsprechend wird nicht gedüngt, und die Natur erhält die Freiheit, zu wachsen und sich zu auszusäen. Eine durchdachte Strategie bezüglich Mähen fördert die Artenvielfalt von Fauna und Flora. Lediglich zweimal pro Jahr werden die Pflanzen zur Unterstützung der Natur beschnitten. Da die Blumenwiesen nur im Wechsel gemäht werden, wird stets ein Lebensraum für Tiere und Insekten erhalten, während die Wiesen zugleich verjüngt werden und die Blüte gefördert wird.
Die Artenvielfalt bei der Bepflanzung, die sich aus verschiedenen Grünflächen mit Blumenwiesen, Teichen sowie Baum- und Strauchpflanzungen zusammensetzt, bietet vielen Arten einen idealen Lebensraum. Wasserfrösche, Libellen, Heuschrecken, Käfer und Bienen werden angelockt und lassen sich im Vauban-Park nieder. Sogar Schmetterlinge fühlen sich ganz wie zu Hause! Neben den weit verbreiteten Schmetterlingsarten wurden bereits weitere einzigartige Arten beobachtet, darunter der Kleine Sonnenröschen-Bläuling, der Postillon und der vom Aussterben bedrohte Mauerfuchs. Zur großen Überraschung wurde sogar mehrmals ein Malven-Dickkopffalter beobachtet. Dies geschah zum ersten Mal im Westen von Belgien! Weitere Schmetterlinge, die beobachtet wurden: Hauhechel-Bläuling, Kleiner Feuerfalter, Kleines Wiesenvögelchen, Admiral, Tagpfauenauge, Landkärtchen, C-Falter und der Distelfalter.
Der Vaubanpark ist auch bei Honigbienen und solitär lebenden Bienen äußerst beliebt. Diese kleinen Insekten sind im Bienenhotel und Bienenstock herzlich willkommen. Diese Strategie führt zum Erfolg, wie man u. a. an der Efeu-Seidenbiene erkennen kann. Die naturnahe Gestaltung der Grünanlagen und Teiche zieht auch größere Tiere an. Vogelarten, wie Buchfink, Amsel, Star, Graureiher, Meisenarten lassen sich dort beobachten, und mit etwas Glück zeigt sich sogar ein Eisvogel am Wasser. Igel und der seltene Gartenschläfer sind ebenfalls im Vauban-Park zu Hause.